Die Kinder der Kita Hölderlinsallee haben die Schauspieler und Regisseure Nina Enders und Stefan Kolosko im Jahre 2011 kennen gelernt. In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal ein längeres gemeinsames Theaterprojekt auf Kampnagel gestartet: Die Faustfestung vom 26.04.2015 bis zum 29.04.2015.
Die Kinder waren zweimal die Woche auf der sehr kreativ gestalteten Probebühne aktiv. Dort gab es viel zu entdecken und zu lernen. Die Kinder haben gemalt, an einer Minilandschaft gewerkelt, Tee gekocht und ganz nebenbei auch die von Nina Enders ausgearbeiteten Texte verinnerlicht. Den Kindern wurde viel Freiraum gegeben und ihr lernen wurde filmisch dokumentiert. Das Filmmaterial wurde während der Aufführungen als Illustration der spielerischen Lernprozesse gezeigt.
Leider hat sich während der Proben gezeigt, daß die Kinder nicht bei den Aufführungen zu einem Auftritt aufgefordert werden können, da dies nach 17.00 Uhr als Kinderarbeit angesehen wird. Nach einer anfänglichen Enttäuschung haben wir beschlossen, die Kinder als Gäste einzuladen und ihnen nicht im Wege zu stehen, wenn sie die Bühne selber betreten wollen. Die ganze Zeit waren wir dabei in einer engen Absprache mit den Eltern, die selbstverständlich an den Aufführungsterminen dabei waren. An den 4 Abenden der Aufführungen haben die Kinder begeistert mitgemacht und konnten so doch noch ihre gelernten Texte dem Publikum präsentieren.
Die Bühne war mit verschiedensten Elementen gestaltet und die Kinder durften die ganze Zeit neben den anderen Schauspielern spielen. Für die Kinder war es eine großartige Erfahrung Theater und Kunst einmal ganz direkt erleben zu können; auch wenn ein Kind meinte, sie hätten ja nur das gemacht, was sie immer machen. Genau hierin liegt der wunderbare Ansatz von Nina Enders und Stefan Kolosko: Sie respektieren jeden ihrer Darsteller so, wie sie sind und lassen somit ganz individuelle Rollen entstehen. Von den Eltern haben wir erfahren, daß die Kinder ihre Texte zu Hause geübt haben, ohne daß sie hierzu von uns einen Auftrag bekommen haben. Dies hat uns Erzieherinnen gezeigt, wie wahr eine der Aussagen der Faustfestung ist, nämlich daß jeder Mensch gerne lernen und sich bilden möchte, aber hierfür den nötigen Freiraum zur individuellen Ausgestaltung und den Austausch mit anderen braucht.
Inzwischen ist das Theater vorbei, wir hören aber immer noch die Kinder ihre Rollen spielen. Sie nutzen auch die Melodien des Stückes, um eigene kreative Sprechgesänge zu gestalten.
In der Planung sind weitere Gastspiele des Stückes in Darmstadt innerhalb diese Jahres, leider ohne unsere Kinder; aber wir freuen uns auf das nächste Projekt in 2016.
